Die aktuelle Firmenpolitik der Lufthansa erstaunt uns doch sehr. Dem selbst herbeigeführten Personalengpass will man entgegenwirken, in dem man mit Geld und Prämien die Leute im Betrieb halten möchte und gleichzeitig mit Mehrarbeit zurück zur 40 Stunden Woche kommen will.
Das alles hat den Anschein kopfloser HR-Politik und einem kompletten Managementversagen. Daran haben wir uns ja leider gewöhnen müssen, - erst mit viel Geld qualifiziertes Personal “entsorgen“, jetzt mit hängen und würgen Personal halten. Koste es, was es wolle…
Was passiert gerade bei der LHT FRA: Hier gibt es eine “ Treueprämie “ von 2.000€ bis 3.000€ für 6 Monate, die man dem Betrieb treu bleibt. Das Ganze kann 5-mal verlängert werden, also eine „Kopfprämie“ von 15.000€
Nun zur LHA L/T: Mit zusätzlichen 4.000€ Prämie kann man hier rechnen, wenn man bis Ende des Jahres in eine 40h/Woche wechselt.
Wo liegen hier die größten Probleme?
• Im LHA L/T Bereich gibt es mit Abschluss dieses 40h Tarifvertrages die Ansage, keine Teilzeitanträge mehr zuzulassen. Dieses ist rechtlich aus unserer Sicht nicht haltbar! Trägt dieser Tarifvertrag also wirklich zum Wohl der Belegschaft bei?
• Ein Überbietungswettbewerb zwischen LHT und LHA hat begonnen. “ Komm zu mir da gibt es mehr“ könnte man meinen. Nein, denn das Ganze ist ja nicht nachhaltig. Es ändert nichts am Grundproblem, dass unsere Vergütung nicht mehr zeitgemäß ist, und wir so auch keinen Nachwuchs generieren werden.
• Der Tarifvertrag führt klar die betroffenen Abteilungen auf, im FAQ-Newsletter des Arbeitgebers wird aber zwischen administrativen und operativen Bereichen unterschieden. Nach ersten Rückmeldungen gibt es hier Klärungsbedarf, denn anscheinend wird hier in manchen Abteilungen eine willkürliche Grenze gezogen.
Im Grunde ist gegen mehr Geld nichts einzuwenden, und in der jetzigen Zeit freut sich jeder über mehr Geld, aber es zeigt auch ganz klar die verfehlte Tarifpolitik der vergangenen Jahrzehnte der tarifführenden Gewerkschaft
Richtig wäre doch jetzt nur eins:
Eine zeitgemäße nachhaltige Vergütung!!!
Genau das ist unser Standpunkt. Am 16.02.23 fand ein Treffen zwischen dem AGVL und dem TGL- Vorstand statt. Das Gespräch verlief sehr konstruktiv. Unsere Tarifforderungen wurden als durchaus verhandelbar wahrgenommen, und uns wurde auch bescheinigt, dass wir im Sinne der Belegschaft handeln.
Verhandeln möchte man vorerst nicht mit uns.
Kann es sein, dass der Arbeitgeber Angst davor hat, die tarifführende Gewerkschaft zu verärgern? Vielleicht möchte man aber auch nicht aus der Komfortzone mit einer bekannten Gewerkschaft ausbrechen, ohne zu wissen, was eine neue Gewerkschaft einbringen wird. Beides ist möglich.
Wir diskutieren im Vorstand und mit unseren Anwälten zurzeit die Möglichkeit, den Druck auf den Arbeitgeber zu erhöhen, und ihn quasi zu Verhandlungen zu zwingen. Die Sommer OPS steht vor der Tür, und ein Warnstreik könnte schon zu massiven Auswirkungen führen.
Wir diskutieren deshalb so ausführlich über die weiteren Maßnahmen, da wir festgestellt haben, dass nur ein Bruchteil unserer Mitglieder an den Delegiertenwahlen zur Aufsichtsratswahl bei der Lufthansa teilgenommen haben. Wie sieht es aus, wenn wir zu einem Warnstreik aufrufen? Unsere Mächtigkeit können wir nur unter Beweis stellen, wenn die Mehrheit unserer Mitglieder dann auch vor den Toren steht!
Der Arbeitgeber kennt die Ergebnisse der Delegiertenwahl in FRA sehr wohl. Es waren lediglich 142 Stimmen im FRA LHA L/T Bereich.
Wenn man also Vermutungen aufstellt, und die Wahlbeteiligung zu Grunde legt, ergibt das einen Organisationsgrad von rund 600 Mitgliedern im L/T Bereich. Das ist aber nur ein Bruchteil unseres Potentials. Insofern verzerrt diese Zahl das Gesamtbild erheblich.
Nun seid ihr gefragt.
Damit wir als Vorstand gestärkt in diesen Konflikt gehen können und den Arbeitgeber in Folge auch zu Verhandlungen mit uns zu bewegen (zwingen), müssen wir auch Stärke zeigen können.
Dazu werden wir in nächster Zeit das Gespräch mit euch suchen. Sei es vor Ort, per Teams oder bei Mitgliederversammlungen.
Heute kam die Meldung, dass die AR-Wahl gestoppt wird und alles von vorne beginnen wird. Wir hätten also hier die erste Chance, Stärke zu beweisen, und könnten ein sehr viel besseres Ergebnis erreichen.
Dieses Jahr wird richtungsweisend für uns als TGL sein. Wir haben die Chance eine zeitgemäße nachhaltige Vergütung zu verhandeln und uns als Tarifpartner zu etablieren. Dies geht nur mit allen an Bord und der Stärke durch gemeinsames Handeln. Wir müssen diese Türe aufstoßen und mit geballter Kraft hindurchgehen.
Euer Vorstand
